Verletzungen der Wirbelsäule

Verletzungen der Wirbelsäule können entweder die knöchernen Bestandteile, die Bandscheiben und den Bandapparat oder beides betreffen. Folge können Instabilitäten, Schmerzen und Lähmungen sein. Eine genaue Diagnostik erlaubt eine adäquate Therapie. Unkomplizierte Kompressionsfrakturen können in der Regel konservativ mittels Ruhigstellung in einer Orthese behandelt werden, wohingegen als instabil einzuschätzende Frakturen und auch Verletzungen der Wirbelsäule mit Beteiligung der Bandscheiben und Bänder in Regel operativ stabilisiert werden müssen. Zwischenzeitlich stehen für viele – auch komplexe – Frakturen Instrumentationen und Behandlungsverfahren zur Verfügung, die einen ausgedehnten operativen Eingriff mit einem entsprechenden Weichteilschaden vermeiden und die minimalinvasiv eingebracht werden können. Neben den typischen Verletzungen der Wirbelsäule, die oftmals durch Hochrasanztraumen und Stürze aus großer Höhe auftreten, kommen Verletzungen der Wirbelsäule bei kranken und älteren Menschen in zunehmendem Maße auch durch Bagatellverletzungen oder ungeschickte Bewegungen vor. Ursache ist in der Regel eine bislang nicht bekannte oder unzureichend bekannte Osteoporose. Auch hier ist im Einzelfall abzuwägen ob die Behandlung konservativ oder operativ zu erfolgen hat.

Bruch des 2. Halswirbels und minimalinvasive Stabilisierung mittels einer Schraube (Schraubenosteosynthese des Dens).
Stabilisierung einer Fraktur der Brustwirbelsäule bei einem älteren Patienten mit einer Instabilität nach Fahrradsturz. 

Osteoporose

Knochen ist kein statischer, fester Bestandteil unseres Skelettsystems, sonders es finden alltäglich Ab- und Anbauprozesse, wie in jedem anderen Gewebe unseres Körpers statt. Mit zunehmendem Alter kann es durch Bewegungsarmut, Medikamenteneinnahme und / oder Fehlernährung zu einem Überwiegen der Abbauprozesse des Knochens kommen, was zu einem verminderten Mineralsalzgehalt (Osteopenie) und schließlich zu einer manifesten Osteoporose führen kann. Ein wesentlicher Bestandteil für eine gute Knochenstruktur ist eine ausreichende Zufuhr von Vitamin-D und Kalzium, sowie ausreichende Bewegung. Nach einer Studie des Kobert-Koch-Institutes leider über 50% der Bevölkerung unter einem Vitamin-D-Mangel, bei Personen älter als 79 Jahren sogar 75%. Bereits bei einer Dauermedikation mit Kortison kommt es nach drei Monaten zu einem signifikanten Verlust an Knochensubstanz und das Risiko eine Rippen- oder Wirbelkörperfraktur zu erleiden vervierfacht sich. Zur Prophylaxe ist daher eine gesunde und Kalzium-reiche Ernährung, ausreichend Sonneneinstrahlung und viel Bewegung notwendig. Bei vorliegenden Risikofaktoren oder bereits stattgehabten Frakturen ist eine leitliniengerechte Therapie unbedingt geboten

Osteoporotische Frakturen der Wirbelsäule

Grundlage jeglicher Therapie ist auch hier die korrekte Diagnosestellung. Hierzu ist eine einfache Röntgenaufnahme oder ein Standard-MRT der Wirbelsäule nicht ausreichend. Durch Ödem-sensitive MRT-Sequenzen lassen sich frische von alten und bereits verheilten Frakturen unterscheiden.

Unkomplizierte osteoporotische Frakturen können in aller Regel konservativ durch eine entsprechende Ruhigstellung mit einer Orthese, Physiotherapie, Schmerzmitteln und der Therapie der Osteoporose suffizient behandelt werden.

Wenn entweder die Fraktur hierunter nicht ausheilt und der Patient weiterhin Schmerzen hat oder aber die Fraktur als instabil einzuschätzen ist, wird ein operativer Eingriff notwendig. Hierzu stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Allgemein bekannt ist das Aufrichten des Wirbelkörpers durch einen Arbeitskanal und die anschließende Stabilisierung mit Knochenzement (Kyphoplastie).

Dargestellt sind deutliche Aufhellungen im Bereich des LWK 1 und BWK 10 in den MRT-stir-Sequenzen. Zusätzlich findet sich bei LWK 1 eine deutliche Achsabknickung und Spinalkanalstenose durch die Hinterkantenbeteiligung.

Die Bildreihe zeigt die Versorgung einer osteoporotischen Fraktur eines Lendenwirbels. Unter konservativen Maßnahmen war keine suffiziente Beschwerdebesserung zu erreichen, so dass schließlich der gebrochene Wirbel mit Ballons aufgerichtet (3. und 4. Bild) und mit Knochenzement aufgefüllt wird (5. und 6. Bild). Hierzu wird über Arbeitskanäle ein Zugang zu dem Wirbelkörper geschaffen (1. und 2. Bild – von oben links nach unten rechts).

Im Einzelfall muss die Fraktur durch eine zusätzliche Osteosyntheseeinrichtung zusätzlich stabilisiert werden.

Hybridversorgung des Patienten durch eine Kyphoplastie auf zwei Höhen und zusätzliche Sicherung der Fraktur mit einem zementaugmentierten Fixateur intern.

Osteoporotische Frakturen des Beckens / Sakroplastie

Vergleichbar zu osteoporotischen Frakturen an der Wirbelsäule, kann dies auch am Becken im Bereich des Kreuzbeines passieren. Da das gesamte Gewicht des Oberkörpers über das Kreuzbein auf die Hüften übertragen wird, führen diese Frakturen oftmals zu schlecht zu behandelnden Schmerzen und zunehmender Immobilität der Patienten.

So wie die Kyphoplastie seit geraumer Zeit in die routinemäßige Behandlung von Patienten mit gebrochenen Wirbelkörpern eingesetzt wird, steht nun ein ganz ähnliches Verfahren im Bereich des Beckens – die Sakroplastie – zur Verfügung. Hierbei werden zwei Arbeitskanäle in den osteoporotischen Knochenbruch eingebracht und anschließend dieser mit Knochenzement stabilisiert (links). In der postoperativen Computertomografie erkennt man gut den im Knochen liegenden Zement (rechts).
Das Bild zeigt beidseitige ausgedehnte Ödemzonen im Bereich des Kreuzbeines bei einer beidseitigen osteoporotischen Insuffizienzfraktur.